Zurueck zur Erde - Der Stoffkreislauf im Wald
Vorwort
Der Film vermittelt einen Einblick in den
Lebensraum Wald. Faszinierende Nahaufnahmen von Pflanzen, Pflanzenteilen und
Kleinstlebewesen am Boden zeigen Vorgaenge, die auch dem interessierten
Betrachter oftmals verborgen bleiben.
Der Film kann in folgende Teilbereiche
sequenziert werden:
Teil 1: Bedeutung des Waldes (0:00-3:48)
beginnt den Stoffkreislauf des Waldes bei
den Baeumen als Produzenten organischer Materie (Photosynthese) und geht auf den
Begriff der Biomasse eines Waldes ein;
Teil II: Mikrofauna der Laubstreu
(3:49-14:44)
beschaeftigt sich mit Bodenpilzen,
Mikroorganismen und anderen Kleinstlebewesen, die nach dem Laubfall im Herbst
dieses organische Material wieder zersetzen;
Teil III: Mineralisierung (14:45-17:32)
behandelt die Zersetzung des Laubes durch
Bakterien und fuehrt den Kreislauf wieder zu den Baeumen zurueck;
Teil IV: Ausblick (17:33-19:20)
macht noch einmal in anschaulichen
Beispielen auf die Bedeutung des Stoffkreislaufs im Wald aufmerksam.
Inhaltsangabe
1) Bedeutung des Waldes (0:00-3:48)
Alle Pflanzen eines Waldes, vor allem
natuerlich die großen Baeume, sind wichtige Produzenten von organischer Materie.
Sie benoetigen fuer diese großartige Leistung, die sie mittels Photosynthese vollbringen,
nur
- Sonnenlicht,
- Wasser und Mineralsalze aus dem Boden
- sowie Kohlenstoffdioxid aus der Luft.
Als Hauptprodukt entsteht aus diesen
einfachen "Zutaten" Zucker. Tagsueber wird er voruebergehend in den
Blaettern gespeichert. Waehrend der Nacht gelangt der Zucker dann bis in die
Wurzeln. Aus Zucker, auch Glucose genannt, werden viele Substanzen hergestellt,
die eine Pflanze zum Leben braucht. (0:00- 1:50)
Das Wachstum von Baeumen ist beeindruckend.
Um Vergleiche zwischen Waeldern zu erleichtern, gibt man das Gewicht trockener
Blaetter, aeste, Staemme und Wurzeln bezogen auf eine bestimmte Flaeche an.
Ein Eichenwald produziert pro Hektar
demnach jaehrlich im Durchschnitt:
- 3,5t
Blaetter
- 145t
Aeste und Zweige
- 225t
Staemme
- 76t
Wurzel
Das ergibt insgesamt pro Hektar 450 t
trockene Biomasse. (1:51-2:35)
Woraus bestehen denn nun Blaetter, aeste,
Staemme und Wurzeln? In den Pflanzenzellen findet man hauptsaechlich
Zuckerverbindungen wie beispielsweise die Zellulose, die wichtig fuer die
Festigkeit aller Zellen ist. Aber auch Mineralstoffe, Eiweiße und eine
besonders widerstandsfaehige Substanz, der Holzstoff Lignin, sind dort
anzutreffen. (2:36- 3:04)
Ebenso wie bei Tieren und Menschen
entsteht auch bei Baeumen organischer Abfall, der zum Beispiel beim Abbau
aufgenommener Substanzen entsteht. Zum organischen "Abfall" eines
Waldes zaehlen vorrangig Blaetter, aeste und Zweige, manchmal auch zu Boden
gestuerzte Staemme. Diese Pflanzenteile haeufen sich jedoch im Laufe der Jahre
nicht uebereinander. Wenn man in einem Wald spazieren geht, versinkt man
schließlich nicht bis zu den Knien in Blaettern und aesten. Wo sind also die vielen
Tonnen von Material geblieben, die sich im Wald im Laufe der vergangenen
Jahrhunderte angehaeuft haben mueßten? (3:05-3:48)
II) Mikrofauna der Laubstreu (3:49-
14:44)
Wenn der Herbst kommt, reißen Wind und
Regen die abgestorbenen Pflanzenteile zu Boden. Das feuchte Herbstwetter
erleichtert den Mikroorganismen die erste Arbeit: Unzaehlige Pilze, die ueberall
im Waldboden zu finden sind, dringen innerhalb weniger Tage in die
abgestorbenen Blaetter ein, gelangen unter die Rinde oder in die offenen Stellen
des toten Holzes. Da Wasser fuer Pilze lebensnotwendig ist, findet man sie dort
am haeufigsten, wo es am feuchtesten ist. Dreht man im Wald beispielsweise einen
toten Ast herum, kann man erkennen, daß sich auf dem feuchtesten Teil des
Holzes ein weißer Pilzbelag gebildet hat. Dann beginnen die Pilze mit ihrer
langen Zersetzungsarbeit: Der Inhalt von Pflanzenzellen wird relativ schnell in
einfache Molekuele umgewandelt. Das widerstandsfaehige Lignin in den Blattrippen
und im Holz bleibt teilweise intakt. Sein Abbau benoetigt mehr Zeit. Spaeter ist
es dann Bestandteil des Humus. (3:49-6:30)
Nun kommen auch erste Interessenten aus
dem Tierreich: Die Asseln lieben Bodenfeuchtigkeit und sind immer da zu finden,
wo Holz verfault. Sie fressen Loecher in die abgestorbenen Blaetter und das
verwesende Holz, und schaffen dadurch Angriffsflaechen fuer weitere
Bodenlebewesen. (6:31-7:06)
Zahlreiche Insektenlarven von Kaefern haben
sich auf den Verzehr von Holz- und Rindenbestandteilen spezialisiert. Sie
scheiden, wie auch die Asseln, große Mengen von Kothaeufchen aus, die zum Teil
die Luecken des verwesenden Holzes fuellen. (7:07-7:56)
Die Tausendfueßler, die sich unter der
Rinde verstecken, bevorzugen verwesende Blaetter und die darauf angesiedelten
Pilze. (7:57-8:09)
Einige Vertreter der Bauchfueßler, wie die
Weinberg-, Große Weg- oder Hainschnirkelschnecken ernaehren sich ebenfalls von
abgestorbener organischer Materie aber auch von anderen Kleinstlebewesen.
(8:10-8:54)
Die Mikrofauna am Boden ist jedoch nicht
auf die bislang erwaehnten Arten beschraenkt. Auch kleine fluegellose Insekten,
wie die Springschwaenze und die zur Gruppe der Gliederfueßer gehoerenden Spinnen
sowie Milben, leben in der Streuschicht des Bodens. Die Springschwaenze
beispielsweise vertilgen kleine abgestorbene Pflanzenteile und Pilzgeflechte,
aber sie fressen auch die Kothaeufchen anderer Bodenlebewesen, weil diese noch
unzersetzte Pflanzenstueckchen enthalten. (8:55-1 0:02)
Waehrend einige Milbenarten sich aehnlich
wie die Springschwaenze ernaehren, zaehlen andere zu den Fleischfressern. Sie
zoegern nicht, ihresgleichen zu verschlingen und die Anzahl der Springschwaenze
zu dezimieren. (10:03-10:34)
Andere Interessenten fuer diese beeindruckende
Menge an Nahrungsmitteln, die sich in jedem Herbst im Wald auftuermt, sind die
Wuermer: Kleine weiße Ringelwuermer fressen winzige organische Abfaelle und sorgen
fuer die Durchlueftung des Bodens. Sie spielen so eine wichtige Rolle bei der
Humusbildung. Die Fadenwuermer geben sich mit den allerkleinsten Partikeln und
Mikroben zufrieden. Die Wuermer bilden mengenmaeßig den groeßten Teil der Tiere
eines Waldes. Sie stellen 60 bis 90 % aller Waldtiere und haben eine Biomasse
von mehreren hundert Kilogramm pro Hektar! (10:35-12:06)
Ihre intensiven naechtlichen Aktivitaeten
bestehen darin, das Erdreich zu durchwuehlen und aufzulockern, was hier anhand
eines Regenwurmbaus dargestellt ist. Die Grabungsarbeit der Regenwuermer traegt
nicht nur dazu bei, die durch die Pilze schon teilweise zerfressenen Blaetter
weiter zu zerkleinern, sondern diese Blattreste von der Oberflaeche in die Gaenge
zu ziehen und ins Erdreich unterzumischen. Regenwuermer fressen sich regelrecht
durch die Erde mit den darin enthaltenen Pflanzenbruchstuecken. Das, was sie
nicht verdauen koennen, scheiden sie an der Bodenoberflaeche wieder aus. Von
diesen Exkrementen ernaehren sich dann noch kleinere Organismen. ueberall
wiederholt sich das gleiche Prinzip: Der Abfall des einen dient dem anderen als
Nahrung. (12:07-13:37)
Da der Waldboden so viel Nahrung bietet,
ist auch die Artenvielfalt groß: Allerdings fallen die meisten Tiere nur einem
aufmerksamen Betrachter auf: Man erkennt Tausendfueßler, Pseudoskorpione,
Spinnen. In dieser verborgenen Welt spielen sich dramatische Kaempfe ab, die man
nur bei genauer Betrachtung bemerkt. Alle diese Tierarten nutzen im Rahmen
ihres eigenen Stoffwechsels die aufgenommenen hochwertigen organischen
Substanzen. Im Rahmen der Atmung geben sie das Hauptabbauprodukt, das Kohlenstoffdioxid,
wieder ab. Das Kohlenstoffdioxid wird wiederum von den Baeumen benoetigt.
(13:38-14:44)
III) Mineralisierung (14:45-17:32)
Doch zurueck zu den Baumresten. Noch sind
nicht alle beseitigt: Am Ende der Nahrungskette werden die Restpartikel von
einer Vielzahl mikroskopischer Organismen, den Bakterien, vertilgt. Pro Gramm
Erde kommen mehrere Milliarden davon vor. Damit werden die letzten organischen
Molekuele wieder zu dem, was sie vor der Photosynthese waren, naemlich Wasser,
Kohlenstoffdioxid und mineralischer Stickstoff: Diese Umwandlung organischer
Substanzen zu verfuegbarem Stickstoff nennt man Mineralisierung. In keimfreiem
Boden ohne Mikroorganismen wuerden sich Blaetter, Aste, Staemme und Wurzeln nicht
zersetzen, sie wuerden sich auf dem Boden anhaeufen. (14:45- 16:05)
Im Wald dagegen werden in zwei Jahren 90
bis 99 % der organischen Abfaelle mineralisiert. Das tote Holz braucht laenger,
naemlich 5, 10 manchmal sogar 50 Jahre. Kohlenstoff und andere organische
Substanzen bilden die Reserven eines Waldbodens: den Humus.
Aber frueher oder spaeter wird auch dieser
Humus die mineralischen Substanzen und Kohlenstoffdioxid freisetzen. Die
pflanzliche Materie des Waldes unterliegt einem dauernden Kreislauf: einem
Wechsel von Photosynthese und Mineralisierung. (16:06-17:32)
IV) Ausblick (17:33- 19:20)
Stellen wir uns einen Moment vor, daß die
Mineralisierung der Pflanzenreste nicht stattfinden wuerde. Was wuerde geschehen?
Die 3,5 t Blaetter eines Hektars Eichenwald blieben auf dem Boden liegen. Das
bedeutet 350 g Blaetter auf einem m2, was eine Schichtdicke von 0,5 mm ergibt.
Am Ende eines Jahrhunderts wuerde die Blattschicht auf 50 cm angewachsen sein.
Seit Karl dem Großen vor ca. 1200 Jahren
waeren Blaetter in einer Hoehe von ca. 6 Metern auf dem Boden angehaeuft. Und seit
dem Beginn unserer Zeitrechnung wuerden etwa 10 Meter gemessen werden. Ohne die
zahllosen Bodenorganismen gaebe es also schon laengst keine Waelder mehr auf der
Erde: Sie waeren in ihrem eigenen Abfall erstickt.
Vielleicht denken wir bei unserem naechsten
Waldspaziergang daran, daß wir oft nur die eine Seite des Waldes betrachten.
Die genauso wichtige Welt der Pilze, Bakterien, Wuermer, Insekten, Kaefer und
Spinnen ignorieren wir meist.