Systematik der Tiere
 
Einfuehrung (0:26-2:56)
Im Laufe der Jahrhunderte - von der Antike bis zum Mittelalter - haben die Menschen in der großen Vielfalt von Tieren und Pflanzen nie eine Ordnung gesehen.
Das Problem, das darin bestand, alle diese Lebewesen in einheitliche Gruppen einzuordnen, war sehr schwierig: Nach welchen Kriterien sollte man sie klassifizieren? Sollte man sie nach ihrer Groeße unterteilen, nach ihrem Lebensraum, ihrer Art der Fortpflanzung oder nach der Anzahl ihrer Gliedmaßen?
Diese Aufgabe war betraechtlich und konnte lange nicht geloest werden. Erst im 18. Jahrhundert wagte sich der schwedische Naturwissenschaftler Carl von Linné an diese wissenschaftliche Arbeit, indem er die ersten 4200 Arten beschrieb. Linné widmete der Erforschung dieser Gesetzmaeßigkeiten sein ganzes Leben. Er hat zum ersten Mal in der Geschichte dargelegt, dass Beziehungen zwischen den Lebewesen bestehen und dass in der Natur eine gewisse Ordnung vorherrscht. Die Grundsteine fuer eine wissenschaftliche Systematik waren gelegt. Alle lebenden Organismen konnten festgelegten Gruppen zugeordnet werden: Zuerst wurden sie aufgrund ihrer Gemeinsamkeiten in eine Gruppe zusammengefasst und innerhalb dieser Gruppe nach ihren Unterschieden in kleinere Untergruppen aufgeteilt. So zum Beispiel fasst man alle Tiere, die Knochen oder Knorpel sowie eine Wirbelsaeule besitzen, zur Gruppe oder dem Stamm der Wirbeltiere zusammen. Diejenigen Tiere, die kein derartiges Innenskelett haben, gehoeren in die große Gruppe der wirbellosen Tiere.
Dieser Film stellt in vereinfachter Form die Hauptgruppen des Tierreichs vor, die die Wissenschaftler auch als "Stammbaum" bezeichnen.
Die Staemme enthalten einzelne Klassen, die Klassen selbst sind wieder aufgeteilt in unterschiedliche Ordnungen, die wiederum mehrere Familien enthalten. Innerhalb einer Familie gibt es unterschiedliche Gattungen und Arten.
 
Wirbellose Tiere
 
Stamm Urtiere (3:06-4:02)
Urtiere oder Einzeller sind winzige Wassertiere, die man in der Regel nur durch das Mikroskop sehen kann. Ihr Koerper besteht aus einer einzigen Zelle, die in der Mitte einen fast unsichtbaren Kern hat. Man findet sie ueberwiegend in stehenden Gewaessern oder in feuchter Erde.
 
Stamm Nesseltiere (4:08-5:06)
Die wichtigste und artenreichste Gruppe der Hohltiere sind die Nesseltiere. Ihr strahlenfoermiger, symmetrischer Koerper erinnert eher an einen Sack, dessen oeffnung gleichzeitig Mund und After ist. Um die oeffnung herum sind Fangarme angeordnet, die mit Nesselzellen bedeckt sind. Nesseltiere leben entweder festsitzend, wie diese Polypen, oder sie schwimmen frei, dann werden sie als Quallen bezeichnet.
 
Stamm Stachelhaeuter (5:12-6:08)
Stachelhaeuter leben ausschließlich im Meer. Sie sind fuenfstrahlig gebaut. Ihr Koerper besitzt ein stacheliges Außen- oder Hautskelett aus vielen gegeneinander beweglichen Kalkplatten, die eine feste Schale um ihren Koerper bilden. Stachelhaeuter bewegen sich mit Hilfe ihrer zahlreichen Saugfueßchen fort, die mit dem Wassergefaeßsystem im Inneren in Verbindung stehen.
 
Stamm Ringelwuermer (6:14-6:56)
Ringelwuermer sind wirbellose Tiere ohne Fueße und ohne besonders ausgebildetem Kopf. Sie haben aber im Gegensatz zu den bisher gezeigten Tieren eine Vorder- und eine Rueckseite. Sie leben praktisch immer in feuchter Erde oder im Wasser. Ihr Koerper ist gleichmaeßig gegliedert und in gleichartige Ringe aufgeteilt, die auch Segmente genannt werden.
 
Stamm Weichtiere (7:02-7:23)
Die Weichtiere sind wirbellose Tiere ohne Skelett und ohne Gliedmaßen. Ihr weicher Koerper wird von einer mehr oder weniger auffaelligen Schale aus Kalk geschuetzt. Die bekanntesten Klassen aus dem Stamm der Weichtiere sind die Muscheln, die Schnecken und die Kopffueßer, die wir jetzt naeher betrachten wollen.
 
 
 
 
Stamm Weichtiere - Klasse Muscheln (7:29-8:24)
Muscheln haben einen seitlich abgeflachten Koerper ohne Kopf. Ihre Schale besteht aus 2 Klappen, die durch ein bewegliches Schlossband verbunden sind. Mit Hilfe von ein oder zwei Schließmuskeln koennen sie die Klappen oeffnen und wieder schließen.
 
Stamm Weichtiere - Klasse Schnecken (8:30-9:07)
Schnecken sind Weichtiere, deren Koerper in Mantel, Fuß oder Kriechsohle, Kopf und Eingeweidesack gegliedert ist. Schnecken besitzen oft auch ein Gehaeuse, in das sie sich bei Gefahr oder bei Trockenheit zurueckziehen koennen. Sie bewegen sich kriechend auf ihrem großen Fuß fort. An ihrem Kopf befinden sich je zwei Fuehlerpaare, fuer die Schnecke ein wichtiges Tastorgan. Im Mund haben sie eine mit Zaehnchen besetzte Zunge, mit der sie ihre Nahrung abschaben.
 
Stamm Weichtiere - Kopffueßer (9:13-9:56)
Kopffueßer oder Tintenfische sind Weichtiere, deren Schale oft von außen nicht sichtbar ist, da sie im Inneren ihrer Koerper liegt. Sie leben ausschließlich im Meer. Ihr Mund ist von 8 oder mehr Fangarmen umgeben, die meist mit Saugnaepfen zum Festhalten ihrer Beute ausgestattet sind. Ihre Augen sind Linsenaugen und weit entwickelt.
 
Stamm Gliederfueßer (10:04-10:34)
Die Gliederfueßer besitzen, wie ihr Name schon sagt, gegliederte Beinpaare. Ihr Koerper ist von einem festen Panzer aus Chitin geschuetzt. Er ist in verschiedene Platten unterteilt, die durch Gelenke miteinander verbunden sind und so Bewegungen ermoeglichen. Dieser Tierstamm enthaelt unter Anderem vier wichtige Klassen: Spinnentiere, Tausendfueßer, Krebstiere und Insekten.
 
Stamm Gliederfueßer - Klasse Spinnentiere (10:40-11:17)
Die Spinnen besitzen vier Beinpaare, haben jedoch im Gegensatz zu den anderen Gliederfueßern keine Antennen. Sie besitzen jedoch in der Naehe ihres Mundes zwei Paar Mundgliedmaßen, die an Fuehler erinnern. Zu dieser Gruppe gehoeren die Ordnungen der Spinnen, Milben und Skorpione.
 
Stamm Gliederfueßer - Klasse Krebstiere (11:23-12:12)
Die Krebstiere haben oft an jedem Koerperabschnitt ein Gliedmaßenpaar sowie zwei Paar Fuehler am Kopfteil. Kopf und Brust bilden eine Einheit. Ihr wasserundurchlaessiger Panzer wird durch Kalkeinschluesse sehr fest und groß. Es gibt die Ordnungen der Krabben, Garnelen und Langusten.

 

Stamm Gliederfueßer — Klasse Tausendfueßer (12:18—12:49)

Die Tausenfuesser besitzen eine große Anzahl von Beinpaaren sowie ein Paar Fuehler. Ihr Koerper besteht aus einer Folge gleichartiger Segmente, die beweglich miteinan­der verbunden sind. Man unterscheidet hauptsaechlich die Ordnungen der Tausendfueßer, Hundertfueßer und Asseln.

 

Stamm Gliederfueßer — Klasse Insekten (12:55—13:40)

Die Insekten sind ganz besondere Gliederfueßer. Ihr Koerper ist immer in drei Teile gegliedert, naemlich in Kopf, Brust und Hinterleib. Sie haben drei Beinpaare und ein Paar Fuehler, die zum Teil nicht sichtbar sind. In der Regel besitzen sie Fluegel, doch gibt es zahlreiche Ausnahmen. Die Insekten bilden mit Abstand die groeßte zoologische Klasse im Tierreich: Man schaetzt, dass es tatsaechlich mehr als 2,5 Millionen verschie­dene Arten gibt.

 

Stamm Wirbeltiere (13:46—14:05)

Unter dem Stamm der Wirbeltiere fasst man alle Tiere zusammen, die eine knoecherne oder knorpelige Wirbelsaeule besitzen.

 

Stamm Wirbeltiere — Klasse Fische (14:11—14:51)

Die Fische sind Wirbeltiere mit einem Skelett aus Knochen oder Knorpeln. Ihre schleimige Haut ist entweder glatt oder von knoechernen Schuppen bedeckt. Ihre zwei Bauch- und Brustflossen entsprechen den Gliedmaßen der Landwir­beltiere. Da sie ausschließlich im Wasser leben, atmen sie durch Kiemen. Mit Hilfe ihrer Schwimmblase koennen sie sich unterschiedlichen Wassertiefen anpassen. Fische legen Eier.

 

Stamm Wirbeltiere — Klasse Lurche oder Amphibien (14:57—15:40)

Ausgewachsene Lurche sind Wasser- oder Feuchtlufttiere mit vier Beinen und einer nackten, schleimigen Haut. In der Regel legen sie ihre Eier im Wasser ab. Die ausschluepfenden Jungen, die Larven, leben im Wasser und besitzen Kiemen. Waehrend der Entwicklung zum erwachsenen Tier, Metamor­phose genannt, werden die Kiemen zu Lungen umgestaltet.

 

Stamm Wirbeltiere — Klasse Kriechtiere oder Reptilien (15:46- 16:25)

Die Kriechtiere oder Reptilien sind Echsen, Schlangen, Schildkroeten und Krokodile. Ihre Koerperbedeckung besteht aus hornigen Schuppen und Schildern, die ein Austrocknen verhindern. Die oberste Schicht wird von Zeit zu Zeit erneuert. Alle Kriechtiere legen Eier, die durch Sonnen- oder Bodenwaerme ausgebruetet werden. Daher kommen Kriech­tiere oft in den warmen Gegenden der Erde vor.

 

Stamm Wirbeltiere — Klasse Voegel (16:31—17:11)

Die Voegel sind Wirbeltiere, deren Koerpertemperatur trotz wechselnder Außentemperaturen immer gleich bleibt. Ihr Koerper ist dem Fliegen angepasst und mit Ausnahme der schuppigen Beine und des verhornten Schnabels mit Federn bedeckt. Die vorderen Gliedmaßen sind als Fluegel ausgebil­det, aber nicht alle Voegel koennen fliegen. Sie bauen in der Regel Nester, in die die Weibchen ihre Eier ablegen.

 

Stamm Wirbeltiere — Klasse Saeugetiere (17:17—17:52)

Die Saeugetiere sind Wirbeltiere, die wie die Voegel eine gleichbleibende Koerpertemperatur haben. Ihr Koerper ist bis auf wenige Ausnahmen mit Haaren bedeckt. Die Jungen wer­den mit der Muttermilch ernaehrt, die sie aus den Brustwarzen am Hinterkoerper oder an der Brust des Muttertieres saugen. Alle Weibchen bringen lebende Junge zur Welt, die bereits fertig entwickelt sind.

 

 

Der Artbegriff (17:58—20:47)

Alle Lebewesen dieser Erde sind von den Wissen­schaftlern in Gruppen eingeteilt worden. So ergab sich ein System nach dem Grad ihrer verwandtschaftlichen Bezie­hungen. Diese Einteilung oder Systematik ist allgemeingueltig, d. h. sie wird auf der ganzen Welt genutzt und verstanden.

Dieser Film hat nur einige Beispiele aus dieser Systematik gezeigt. In Wirklichkeit sind die Kriterien dieser Einordnung in Staemme, Klassen und Arten viel umfangreicher und genauer, als wir uns das vorstellen koennen. Die Staemme enthalten ein­zelne Klassen, die Klassen selbst sind wieder aufgeteilt in unterschiedliche Ordnungen, die wiederum mehrere Familien enthalten. Innerhalb einer Familie gibt es unterschiedliche Gattungen und Arten. So hat jedes Tier seinen genauen Platz in dem riesigen zoologischen Stammbaum.

Um ein Tier exakt zu bezeichnen, haben ihm die Wissen­schaftler zwei lateinische Namen gegeben:

         den Namen der Gattung, der mit einem Großbuchstaben anfaengt und

         den Namen der Art, der kleingeschrieben wird.

So traegt der Wasserfrosch den lateinischen Namen „Rana esculenta, waehrend der ganz aehnliche braune Grasfrosch „Rana temporaria genannt wird. Obwohl sie sehr aehnlich aussehen, gehoeren die beiden Froesche nicht der gleichen Art an. Dazu muessten sie sich untereinander fortpflanzen, was unter normalen Bedingungen aber nicht vorkommt.

Dieser Artbegriff gilt fuer alle Lebewesen, fuer Pflanzen genauso wie fuer Tiere. So ist es Carl von Linné und nachfol­genden Wissenschaftlern gelungen, die immense Vielfalt der Natur in eine allgemeingueltige Ordnung zu bringen.