Fortpflanzung und Entwicklung von Bluetenpflanzen
Einfuehrung
(0:00—1:26)
Unbefestigte Straßenraender, industrielles Brachland
oder nicht bewirtschaftete Flaechen bleiben niemals lange ohne Bewuchs.
Innerhalb weniger Monate werden sie von unterschiedlichen Pflanzen
ueberwuchert. Vor allem Bluetenpflanzen wie Kamille, Distel, Loewenzahn,
Klatschmohn und verschiedene Graeser siedeln sich gerne auf dem nackten Boden
an. Doch niemand hat sie dort angepflanzt.
Aber wie konnten sich Pflanzen so schnell auf den
brach liegenden Flaechen ansiedeln? Das wollen wir jetzt herausfinden
Die Entwicklung
einer Bluetenpflanze (1:32—5:19)
Der Ursprung der meisten Pflanzen ist ein
Samenkorn, das als Ergebnis der geschlechtlichen Fortpflanzung von
Bluetenpflanzen entsteht. Samen enthalten sehr wenig Wasser. Sie sind geschuetzt
durch eine widerstandsfaehige und feste Huelle: die
Samenschale.
In der Regel enthaelt ein Samenkorn ein winziges
Pflaenzchen mit ein oder zwei großen Keimblaettern, die dicht mit Naehrstoffen
angefuellt sind. Aus dem Pflaenzchen, auch Keimling oder Embryo genannt,
entwickelt sich spaeter die endgueltige Pflanze.
Der Embryo besteht neben den Keimblaettern und den
Laubblaettern, aus einer winzigen Knospe, dann einem Keimspross und einer
kleinen Wurzel, der Keimwurzel.
Wenn der Samen genuegend Feuchtigkeit und eine
guenstige Temperatur vorfindet, wird die Keimesentwicklung ausgeloest.
Zuerst nimmt das Samenkorn Wasser aus dem Boden auf
und quillt: Innerhalb von 24 Stunden kann es seine Groeße verdoppeln oder sogar
vervierfachen. Gleichzeitig beginnt der Abbau von Naehrstoffreserven aus den
Keimblaettern, um dem Keimling das Wachstum zu ermoeglichen.
Nach 2—3 Tagen stoeßt eine kleine Spitze durch die
Samenschale, die zukuenftige Wurzel. Sie wird laenger und laenger und sucht sich
einen Weg senkrecht in den Boden. Ihre Hauptaufgaben bestehen darin, die
zukuenftige Pflanze fest im Boden zu verankern und sie mit Wasser und
lebensnotwendigen Mineralstoffen zu versorgen.
Einige Zeit spaeter erscheinen die ersten Blaettchen.
Sie wachsen und fuellen sich mit Blattgruen oder Chlorophyll. Gleichzeitig
verwelken die Keimblaetter, deren Nahrungsreserven fuer die Entwicklung der
ersten Organe der jungen Pflanze aufgebraucht sind.
Jetzt ist die Aufgabe des Samenkorns erfuellt, dem
Keimling genuegend Naehrstoffe zu liefern, damit er seine ersten gruenen Blaetter
ausbilden kann. Denn mit Hilfe dieser kann er jetzt weiter wachsen.
Fortpflanzung
(5:25—17:16)
Zu einem bestimmten Zeitpunkt im Jahr, in der Regel
im Fruehjahr oder im Sommer, bluehen die meisten Pflanzen. Nachdem sie ihre
Grundorgane, naemlich die Wurzel, die Sprossachse und die Blaetter ausgebildet
haben, erscheinen ihre Fortpflanzungsorgane, die Blueten.
Eine typische Bluetenpflanze erkennt man schon von
weitem an ihren farbigen Blueten- oder Kronblaettern.
Als Beispiel haben wir die Kirsche ausgewaehlt.
Unter ihren fuenf Kronblaettern kann man fuenf schmale gruene Blaettchen erkennen,
die Kelchblaetter. In der Mitte der Bluete befindet sich der Stempel, der von
zahlreichen Staubblaettern umgeben ist. Der Stempel bildet den weiblichen Teil
der Bluete: Er besitzt an seinem unteren Ende einen fleischigen Fruchtknoten,
der die Samenanlage enthaelt. In der Mitte befindet sich der Griff eI und an
seiner Spitze sitzt eine Art Plattform: die klebrige Narbe. Die Staubblaetter
bestehen jeweils aus dem Staubfaden und einem Staubbeutel. Sie bilden die
maennlichen Teile der Bluete und produzieren einen feinen gelblichen Bluetenstaub:
den Pollen, der fuer Insekten und Raupen oft ein Leckerbissen ist.
Aber nicht alle Blueten haben das gleiche
Grundschema. Bei einigen, wie zum Beispiel der Tulpe, sind die Kelch- und
Bluetenblaetter identisch.
Bei anderen Arten, wie der Pappel und der Salweide,
tragen einige Staengel nur maennliche Blueten und andere Staengel nur weibliche
Blueten. Noch andere Arten bluehen so unscheinbar, dass man oft gar keine Bluete
sehen kann. Das ist der Fall bei großen Baeumen, wie den Eichen, Birken oder den
Buchen. Auch Graeser bilden nur sehr unscheinbare Blueten aus.
In der Natur gibt es eine große Vielfalt an
verschiedenen Bluetenformen.
Blueten sind vergaenglich und verwelken schnell. An
ihrer Stelle erscheint etwas Neues: die Frucht, ein Organ, das den Samen
enthaelt.
Aber lange bevor sich eine Frucht ausbilden kann,
muessen erst mehrere wichtige Etappen durchlaufen werden.
Zuerst muss die Bluete bestaeubt werden, das heißt:
Pollen aus den Staubbeuteln der Bluete muss auf die Narbe einer Bluete der selben
Art gelangen. Nur, wie kommt der Pollen dorthin? Außerdem muss die Narbe
empfaengnisbereit sein, d. h. nicht zu jung und nicht zu alt und zur selben
Pflanzenart gehoeren wie der eintreffende Pollen. So kann zum Beispiel der
Pollen von einer Kirsche nicht die Narbe einer Tulpe bestaeuben. Das heißt, der
Pollen muss also zur richtigen Zeit am richtigen Ort ankommen.
Aber wie gelangen die Pollen zum richtigen Stempel?
Die Pollen koennen entweder einfach durch die Schwerkraft
auf den Stempel fallen oder sie werden durch den Wind oder mit Hilfe von
Insekten zu den Blueten getragen. Dort bleiben sie an der klebrigen Narbe des
Stempels haengen — die Bluete ist bestaeubt.
Je nach Art der Verbreitung sind die Pollen recht unterschiedlich
gestaltet. Pollen, die durch den Wind verbreitet werden, sind winzig klein,
sehr leicht und werden in großen Mengen gebildet. Mitunter sind sie wie bei den
Kiefern mit kleinen Luftsaecken versehen, die die Windverbreitung ueber große
Strecken erleichtern.
Auch Blueten, die diese Art von Pollen bilden, haben sich
in ihrer Gestalt angepasst. Ihre unscheinbaren Blueten sind in kaetzchenartigen
Bluetenstaenden vereinigt, die leicht vom Wind erfasst werden koennen.
Pollen, die durch Insekten verbreitet werden, sind in der
Regel groeßer und relativ klebrig. Sie sind so gestaltet, dass sie gut an dem
Haarpelz der Insekten, die die Bluete besuchen, haften bleiben.
Auch die Blueten, die solche Pollen produzieren, haben
sich in ihrer Gestalt der Art der Bestaeubung angepasst: Ihre Blueten sind eher
groß und von leuchtender Farbe. Die Insekten werden von der Farbe und dem Duft
der Bluetenblaetter angelockt. Besuchen sie die Bluete, werden sie mit einer sueßen
Fluessigkeit, dem Nektar, den die Pflanze produziert, belohnt.
Manchmal sind die Blueten sogar so gebaut, dass beim
Insektenbesuch der Pollen an den Tieren haengen bleibt. Das ist beim Salbei der
Fall, dessen Bluete ueber einen genialen Mechanismus verfuegt: Die Staubbeutel
senken sich auf den behaarten Ruecken des Besuchers, wenn dieser in die Bluete
eindringt. Der Pollen bleibt an dem Insekt haften und wird spaeter auf der Narbe
einer Nachbarbluete abgestreift. Auf einer passenden Narbe angekommen‘ geht die
Entwicklung zur Frucht erst richtig los. Schauen wir, wie es bei der Kirsche
ablaeuft Der Pollen keimt auf der Narbe und bildet einen Schlauch aus. Der
sogenannte Pollenschlauch dringt in der Griffel der Bluete ein und waechst in
Richtung Fruchtknoten. Waehrend dieser Zeit werden zwei Spermazellen im Inneren des
Pollenschlauchs gebildet. Sobald der Schlauch in die Naehe der Eizelle gewachsen
ist, werden diese Zellen frei. Eine Spermazelle verschmilzt mit dem Kern einer
Eizelle. Aus ihrer Vereinigung entsteht der Embryo, den wir im Samenkorn
beobachten konnten. Die zweite Spermazelle vereinigt sich mit zwei weiteren
Zellkernen aus der Samenanlage und bildet die Naehrstoffreserven des Samens, das
so genannte Naehrgewebe, aus. Aus dem gesamten Fruchtknoten entwickelt sich die
Frucht und aus den Huellen der Samenanlage entsteht die Samenschale. Die
Umwandlung von einem Fruchtknoten in eine Frucht beginnt.
Wenn die Innenseite des
Fruchtknotens fleischig wird, ist die Frucht eine Beere. Wenn die Außenwand des
Fruchtknotens fleischig bleibt, die lnnenwand jedoch austrocknet, um einen
Kern zu bilden, der den Samen enthaelt — dann wird die
Frucht eine Steinfrucht.
Wenn die Wand austrocknet, kann
die Frucht eine Huelse werden, oder auch eine Kapsel, oder auch eine kleine
Nuss.
Hier zeigt uns die Natur eine
reiche Vielfalt von Fruechten, ob sie essbar sind oder nicht, sie sind alle
entstanden durch eine Befruchtung und der damit einhergehenden Umwandlung
eines Fruchtknotens. Die Samen, die im Fruchtknoten enthalten sind, sind also
die wesentlichen Teile einer Frucht.
Samenverbreitung
(17:22—20:22)
Aber kommen wir zu unserer
Fragestellung vom Anfang des Films zurueck: Die Samen befinden sich in der
Frucht, die die Pflanze traegt.
Wie kommen nun diese Samen auf
die freien Flaechen?
Die Samen oder die Fruechte, in
denen sie enthalten sind, werden aehnlich verbreitet wie
die Pollen.
Viele werden durch den Wind fortgetragen und sind fuer
diese Verbreitungsart besonders gut angepasst: entweder sind sie winzig klein
und sehr leicht oder sie sind mit Flugeinrichtungen ausgestattet, so dass sie
gut vom Wind erfasst werden koennen.