Allgemein:
Der gemeinsame Studienbereich Geistes- und Sozialwissenschaften behandelt das Funktionieren der Gesellschaften, das sie aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet, stets mit dem Ziel, Wechselwirkungen offen zu legen.
Jede Disziplin dieses Bereichs befasst sich auf ihre
Art mit der Fragestellung: zeitlich, raeumlich, rechtlich und wirtschaftlich.
Diese unterschiedliche Sicht zielt darauf ab, die Wirkung gewisser Zwaenge und
Einfl&ueuml;sse auf eine Gesellschaft zu einem bestimmten Zeitpunkt zu bestimmen. Im
&ueuml;brigen versucht sie, die innere Dynamik und die Ressourcen der menschlichen
Gesellschaften in einer gegebenen Situation aufzuzeigen. Schliesslich f&ueuml;hrt sie
die Sch&ueuml;lerin/ den Sch&ueuml;ler dazu, Prioritaeten, die sich eine bestimmte
Gesellschaft geben kann und will, sowie die Wahl, die sie treffen muss, besser
zu verstehen.
Die Bez&ueuml;ge zwischen den Beitraegen der drei Disziplinen
erlauben es, beim Studium der menschlichen Gesellschaften Trennendes abzubauen.
Ferner weiten sie das Forschungsfeld der Geistes- und Sozialwissenschaften aus,
indem sie verwandte Wissenschaften wie Anthropologie, Archaeologie, Demographie,
Statistik oder Soziologie miteinbeziehen. So gewinnt die Kandidatin/der
Kandidat eine umfassende Sicht menschlicher Phaenomene und erhaelt auf dieser
Basis Unterst&ueuml;tzung in der staatsb&ueuml;rgerlichen Bildung.
Die spezifischen Werkzeuge der Geistes- und
Sozialwissenschaften sind transdisziplinaer. Eine systematische Auswertung der
Quellen (Dokumente, Grafiken, Gesetzesartikel, usw.) in der jeder Disziplin
spezifischen Eigenart gestattet es, Kenntnisse der Vielschichtigkeit und der
Wechselwirkung der zahlreichen Parameter zu entwickeln.
Geschichte, Geographie, Wirtschaft und Recht,
Philosophie und Paedagogik/Psychologie werden unter dem Oberbegriff der Geistes-
und Sozialwissenschaften zusammengefasst. Als Grundlagenfach f&ueuml;hren Geschichte,
Geographie, sowie die Einf&ueuml;hrung in Wirtschaft und Recht zu einer einzigen Note
und werden gemeinsam gepr&ueuml;ft.
Bildungsziele
1. Gemeinsame Ziele
- Entwicklung von Neugier und
Interesse f&ueuml;r menschliche Gesellschaften;
- Erwerb von Grundkenntnissen der
Dynamik menschlicher Gesellschaften in Zeit und
Raum sowie deren Funktionsweise;
- Entwicklung der Vorstellungen des
Phaenomens Gesellschaft und der Vielfalt der Prioritae-
ten, welche die unterschiedlichen Studienbereiche setzen;
- Anwendung der f&ueuml;r die Geistes- und
Sozialwissenschaften spezifischen Werkzeuge;
- Erfassen der gesellschaftlichen
Phaenomene in Bezug auf ihre Problematik, was deren De-
finition, das Aufstellen von Hypothesen und deren Erforschung mit Hilfe
der jedem Fach
eigenen Ressourcen voraussetzt;
- Erkennen der verschiedenen
Faktoren und ihrer Wechselwirkung und daraus folgend die
Entwicklung eines Bewusstseins f&ueuml;r die Vielfalt der gesellschaftlichen
Phaenomene;
- Einf&ueuml;hrung multikultureller
Bezugspunkte bei der Beobachtung des Alltaeglichen und
Schaerfung des Blicks f&ueuml;r gegenseitige Beeinflussung;
- Beitrag zur staatsb&ueuml;rgerlichen
Erziehung;
2. Fachliche Ziele allgemeiner Art
in Geschichte
Durch die Auseinandersetzung mit
Vergangenheit und Gegenwart hat die Kandidatin/der
Kandidat einen Einblick in die
Komplexitaet historischer Zusammenhaenge gewonnen. Sie/er
Verf&ueuml;gt &ueuml;ber Kenntnisse menschlicher
Lebensformen und Geschlechterrollen und deren Wan-
del in Raum und Zeit. Daraus leitet
sie /er ein differenziertes Menschenbild und Verstaendnis
von Herrschaft und Macht und ist
sich der Wichtigkeit der Herrschaftskontrolle und er Parti-
zipation durch m&ueuml;ndige Staatsb&ueuml;rger
und –b&ueuml;rgerinnen bewusst. Ebenso kennt sie/er funda-
mentale soziale und oekonomische
Prozesse und deren Einfluss auf das Leben der Menschen.
Die Kandidatin/der Kandidat besitzt
die Faehigkeit, sich sachgerecht zu informieren und eine
fundierte eigene Meinung zu bilden.
Sie/er unterscheidet zwischen Primaer- und Sekundaerlite-
ratur. Historische Quellen
verschiedener Art, Grafiken und Karten kann sie/er selbststaendig
interpretieren und in ihrem Kontext
verstehen. Sie/er erkennt die Zeit- und Standortgebun-
denheit historischer ueberlieferung.
Mythen nimmt sie/er als geschichtswirksame Kraft wahr,
weiss sie/er jedoch von der
historischen Realitaet zu unterscheiden. Gegenwartsprobleme be-
greift sie/er von ihrer Entstehung in
der Vergangenheit her, ebenso ist ihr/ihm die Zukunfts-
dimension der Geschichte einsichtig.
Die Kandidatin/der Kandidat macht
sich ihre/seine Verankerung in der eigenen Tradition be-
wusst und nimmt die Menschenrechte, das Gemeinwohl und die Demokratie
als Grundwerte
der europaeischen Kultur wahr. Sie
/er begegnet anderen Kulturen mit Respekt.
Die Kandidatin/der Kandidat erkennt
sowohl die Veraenderbarkeit als auch die Beharrlichkeit
von politischen, gesellschaftlichen
und wirtschaftlichen Strukturen. Sie/er kennt die Chrono-
logie der abendlaendischen Geschichte
in ihren Grundz&ueuml;gen.
Programm / Lernziele
Geschichte von der
Renaissance bis zur Gegenwart
Die Kandidatin / der
Kandidat kann:
Renaissance: - die Renaissance als
Aufbruchbewegung hinsichtlich Kunst,
Technik und Wissenschaft
verstehen und auf ihre Wurzeln zur&ueuml;ckf&ueuml;hren;
- den Einfluss der
Entdeckungen und Eroberungen beschreiben sowie die Folgen
f&ueuml;r die einheimische
Bevoelkerung und die R&ueuml;ckwirkungen auf Europa hinterfragen.
Reformation: - die Reformation aus dem Zusammenspiel
verschiedener Triebkraefte (Missstaende in
der spaetmittelalterlichen
Kirche, Machtkaempfe, das Bed&ueuml;rfnis nach Glaubens-
Erneuerung, religioeses
Leistungsdenken) herleiten;
- Soziale
und politische Aspekte der Reformationszeit verstehen (Bauernkrieg im Reich,
Religionskriege,
Fl&ueuml;chtlingsbewegungen, Staerkung bzw. Schwaechung der
Regierenden).
Amerikanische Unab- - die amerikanische Geschichte des 17. und 18. Jh. (mit
Aufbau einer – relativ besehen -
haengigkeit/ Ameri- religioes toleranten, ausgeglichenen und
demokratischen Gesellschaft) von den Konflik-
kanische Revolution: ten zwischen Kolonien und Metropole &ueuml;ber die
Unabhaengigkeit bis zur Monroedoktrin
nachzeichnen;
- die USA
als erste Demokratie der Neuzeit und fr&ueuml;hen Rechtsstaat analysieren
(am. Verfassung).
Franzoesische Revo- - den Begriff „Revolution“
definieren, Ziele und Akteure der Revolution vor allem mit
lution: Bezug auf die Erklaerung der
Menschen- und B&ueuml;rgerrechte benennen;
- die neuen Regierungs- und Herrschaftsformen von den Strukturen der
Aufklaerung
herleiten;
- die Phasen
der Franzoesischen Revolution ausein-anderhalten.
Die
Revolution und ihre Auswirkungen als ein f&ueuml;r Frankreich und das &ueuml;brige Europa
einschneidendes Ereignis verstehen;
- die
restaurative Ordnung des Wiener Kongresses aufzeigen.
Die Schweizer - den Weg von der Helvetik
zum Bundesstaat nachzeichnen und die Spannungen
Revolutionen zwischen kantonalen
Traditionen und zentralistischen Bestrebungen erkennen;
von 1798 und 1848 - die Hauptetappen aufzeigen, die von
der Helvetik zum Bundesstaat f&ueuml;hren.
Industrialisierung und - die Industrialisierung in Zusammenhang
mit dem aufstrebenden B&ueuml;rgertum, der
Soziale Frage: Verstaedterung, dem
zunehmenden Verkehr und der Umwaelzung der Arbeits- und
Lebensbedingungen sehen
und sie als Folge neuer technischer Errungenschaften
Begreifen (am Beispiel Englands
und der Schweiz);
- die kommunistischen
Theorien von Karl Marx mit den fr&ueuml;hsozialistischen Bestrebungen
vergleichen und werten.
Deutsche Einheit: - die nationalstaatliche Einigung
am Beispiel des Deutschen Kaiserreichs eroertern;
- die Verfassung und
Geschichte des Kaiserreiches als „Demokratie mit grossen Frage-
zeichen“ verstehen;
- das Bismarck’sche
B&ueuml;ndnissystem und die Anfaenge des deutschen Sozialstaates
erlaeutern.
Imperialismus: - die Triebkraefte und Ziele des
Imperialismus darstellen und die Strategien und Erfolge
der Kolonialmaechte vergleichen;
- die Stellung der
einheimischen Bevoelkerung waehrend der Kolonisierung in Betracht
ziehen;
Der erste Weltkrieg: - die verschiedenen Ursachen des 1.
Weltkrieges nachzeichnen sowie dessen Verlauf
und Hauptmerkmale nennen.
Die Kriegsschuldfrage diskutieren;
- die Folgen der Friedensvertraege f&ueuml;r die
Staatenwelt Europas interpretieren. Den
Voelkerbund als Versuch
einer Friedensordnung charakterisieren.
Die Russischen - die Russischen Revolutionen von
1917 als Versuche sehen, die Widerspr&ueuml;che in der
Revolutionen: russischen Gesellschaft zu
&ueuml;berwinden.
Die Ziele und Methoden der
politischen Lager aufzeigen;
- die bolschewistische Revolution im internationalen Kontext
begreifen;
Die USA nach dem - die Macht der USA nach dem 1.
Weltkrieg und die Prinzipien ihrer Aussenpolitik
Ersten Weltkrieg: beurteilen;
- Gr&ueuml;nde und Auswirkungen der Depression erlaeutern
- die New Deal- und
Interventionspolitik Roosevelts als Antwort auf die Krise erklaeren.
Totalitarismus - die totalitaeren Bewegungen
in ihren ideologischen und soziologischen Dimensionen
(Faschismus, erfassen;
Nationalsozialismus, - die Mechanismen der Machtergreifung
und der totalitaeren Machtaus&ueuml;bung erkennen.
Stalinismus): - den Weg in den Zweiten
Weltkrieg aus der nationalsozialistischen Kriegstreiberei
herleiten.
Der Zweite Weltkrieg: - die Kriegsziele, den Verlauf und das
Ende des Zweiten Weltkriegs in groben Z&ueuml;gen
&ueuml;berblicken;
- die Vereinbarungen der
Alliierten bei Kriegsende kennen. Die UNO als neuen Versuch
eine friedlichere und
zivilisiertere Welt zu schaffen, w&ueuml;rdigen.
Die Bipolarisierung - die grossen Phasen der
Ost-West-Auseinandersetzungen (Kriege und Entspannung)
der Welt charakterisieren;
(der kalte Krieg): - eine Bilanz des Zusammenbruchs
der kommunistischen Welt ziehen;
Die Dritte Welt: - die Entkolonisierung und
Probleme der Entwicklungslaender diskutieren und ihre
Anspr&ueuml;che im Licht der
Bandung-Konferenz aufzeigen;
- die Entwicklungsmodelle und
die Wahl der B&ueuml;ndnisfreiheit erlaeutern.
Die Schweizer - den Weg der Schweiz zwischen
den beiden Kriegen beschreiben. Die Neutralitaets-
Neutralitaet: debatte im Hinblick auf
die politischen Stellungen und wirtschaftlichen Verpflichtungen
situieren. Den uebergang von
der sozialen Konfrontation (Landesstreik) zum sozialen
Frieden (Arbeitsfrieden)
aufzeigen.
Staatskunde
- die Staatskunde in ihren wesentlichen Z&ueuml;gen
&ueuml;berblicken, Fragen nach Wesen und Auf-
bauformend es Staates
beantworten, die direkte und indirekte Demokratie von der
Diktatur unterscheiden, sich im Klaren sein &ueuml;ber die in der
Schweiz praktizierte vertikale
und horizontale
Gewaltentrennung und &ueuml;ber die Aufgaben Legislative, Exekutive und Ju-
dikative. Die Menschenrechte in Gruppen einteilen, zwischen den
verschiedenen
politischen Rechten
differenzieren; Parteien, Verbaende und Medien als Meinungsmacher
erkennen. Kenntnisse haben
&ueuml;ber die Grundsaetze der schweizerischen Aussenpolitik
(insbesondere Armee,
Neutralitaet und Solidaritaet).
Pr&ueuml;fungsverfahren
Die Pr&ueuml;fung wird schriftlich
abgenommen und dauert vier Stunden. Sie setzt sich aus vier Teilen zusammen,
pro Fach ein Teil, ein letzter Teil
ist interdisziplinaeren Fragen (Beziehungen) vorbehalten.
Die vier Teile der Pr&ueuml;fung werden
gleichzeitig verteilt. Dies erlaubt dem Kandidaten/der Kandidatin, die Zeit
Selbststaendig einzuteilen.
In der Pr&ueuml;fung sollen verschiedene
Programmpunkte wiedergegeben, angewendet und/oder analysiert werden,
die Fragen werden also im
wesentlichen in Form von Problemfeldern gestellt. In jedem Fach wird mindestens
eine Frage auf der Grundlage von
einem, oder mehreren Dokumenten gestellt.
Bewertungskriterien
Die Beurteilung erfolgt aufgrund des
folgenden allgemeinen Rasters:
- die Faehigkeit, Fragen zu erfassen,
einzuordnen und entsprechende Kenntnisse abzurufen
- die Struktur des Diskurses, der
Beweisf&ueuml;hrung, der Abhandlung zu beherrschen
- den erklaerenden Wert der Schemata
und der ausgef&ueuml;hrten Zeichnungen zu erklaeren
- die Anweisungen zu beachten;
- insbesondere:
- Programminhalte wiederzugeben
- die Faehigkeit zu definieren, zu
unterscheiden, zu erkennen, zu erinnern, wiederzuerkennen, aufzuzaehlen, zu
zitieren, Fakten zu nennen, Zusammenhaenge aufzudecken, Beziehungen,
Mechanismen und Konzepte zu
erkennen
- das Verstehen dieser Inhalte und
die Faehigkeit, sie – falls noetig – bei vergleichbaren Situationen anzuwenden
(Transfer)
- die Faehigkeit, Daten, Phaenomene
und Gesetze zu erkennen, zu deuten, umzuformen, mit eigenen Worten
zu formulieren, zu veranschaulichen, aufzubereiten, darzustellen, zu
veraendern, neu zu formulieren, zu deuten,
neu einzuordnen, neue Beziehungen zu formulieren, zu differenzieren, zu
unterscheiden, zu erklaeren, Zusam-
menhaenge herzustellen, zusammenzufassen, anzuwenden, in Zeit und Raum
einzuordnen, zu gliedern, in
Beziehung zu setzen, Zusammenhaenge aufzuzeigen
- kritischen Abstand zu Inhalten und
vorgeschlagenen Loesungen einzunehmen
- die Faehigkeit, eine eigene Meinung
zu aeussern, zu beurteilen, abzuschaetzen, Argumente vorzubringen, in eine
Rangordnung zu bringen, zu bewerten, zu entscheiden, in Betracht zu
ziehen, zu vergleichen, in einen
Gegensatz zu stellen.
Planung
1. Jahr – 11.
Lerngruppe
I.
Quartal: - Grundlagenbildung der
historischen Sicht- und Denkweisen
- Historische
Arbeitsmethoden
- Periodik der Fr&ueuml;hgeschichte, Antike, des Mittelalters bis zur
Neuzeit und Zeitgeschichte
- die griechische Antike
als Urbild der europaeischen Gesellschaftsideale
- der pragmatische Vollzug
Roms
- der Untergang Roms
- die Voelkerwanderungen und
die Entstehung der europaeischen Feudalitaet
- die mittelalterliche
Stadt als Insel in der Feudalitaet
- die Krise des Spaetmittelalters
II.
Quartal: - Renaissance und
Entdeckungen
- Reformation und
konfessionelle B&ueuml;rgerkriege
III.
Quartal: - Englische Revolution
- Aufklaerung
- Amerikanische
Unabhaengigkeitsbewegung/ amerikanische Revolution
IV.
Quartal: - Franzoesische Revolution
- Die Schweizer
Revolutionen von 1798 und 1848
- Industrialisierung und
Soziale Frage
2. Jahr – 12.
Lerngruppe
I. Quartal: - Deutsche Einheit
-
Imperialismus
- I.
Weltkrieg
- Staatskunde
II. Quartal: - Russische
Revolutionen
- USA nach
dem I. Weltkrieg
-
Zwischenkriegszeit und Totalitarismen
- Staatskunde
III. Quartal: -
II. Weltkrieg
- Kalte Krieg
-
Dekolonisation und “Dritte Welt”
- Schweizer
Neutralitaet
- Staatskunde
IV: Quartal: - Vertiefung und
Vernetzung